Liebe Leserin, lieber Leser,
ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2018! Schön, dass Sie reinschauen!
Nach einem besonders knallerreichen Jahreswechsel zusammen mit den Reitern der digitalen Beinahe-Apokalypse namens Spectre, Meltdown und beA wollen wir uns in der ersten Jahresausgabe in entspannter und vorausschauender Form mit Themen befassen, die uns noch nicht, oder nicht regelmäßig betreffen, jedoch langfristig beschäftigen werden. Ein Grundwissen an zu berücksichtigenden Gefahren von „Legal Tech“, Blockchain-Technologie und Smart Contracts hat die Ri mit den ersten beiden Ausgaben vermittelt; nunmehr setzen wir unsere Arbeit mit gut fundierten, ausführlich begründeten Lösungsvorschlägen fort.
Das Kernthema dieser Ausgabe ist die fremdgesteuerte Wahrnehmung. Zwar können wir die Frage nicht umfassend beantworten, warum gebildete Menschen nahezu von Zauberhand in „disruptive“ Wirbelstürme hineingezogen werden, denen sie sonst, bei hinreichendem Verständnis der Sachlage, ferngeblieben wären. Jedoch können und wollen wir weiterhin versuchen, die eigene Wahrnehmung und das Bauchgefühl zu stärken, um sich von Dritten unabhängig zu machen. In Zeiten der Digitalisierung fühlt man sich schnell unter Zugzwang versetzt, überholt, abgehängt und überstimmt. Schaut man jedoch besonnen genauer hin, bestätigt sich, dass eine vernunftgeneigte Ruhe i.d.R. der bessere Ratgeber für den eigenen Fortschritt ist.
So bedarf „Legal Tech“ endlich einer realitätsnäheren und v.a. juristischen Betrachtung. Studenten müssen eine zeit- gemäße Ausbildung erfahren dürfen. Die Existenzberechtigung darf keiner Profession, wie es im Falle der Notare in Sachen Blockchain-Grundbuch doch gehäuft vorkommt, abgesprochen werden. Erst recht nicht, wenn die Argumentationsgrundlage unzureichend und fehlerhaft ist. Bevor Gesetzesänderungen nachdrücklich angeregt werden, ist eine umfassende Prüfung und Darlegung des Status quo erforderlich. Grabenkämpfe zwischen Alt und Jung lassen sich nicht selten als Verschwendung von Ressourcen enttarnen, beschäftigt man sich einmal mit den möglichen Synergien, die einer klugen Kooperation entspringen könnten. All diese vorstehenden Sorgenkinder der Digitalisierung lassen sich durch interdisziplinäre Analyse und Zusammenarbeit aus dem Weg räumen.
Realistische und achtsame Digitalisierungs-Projekte sind rar, phasenweise schwerfällig und binden v.a. Zeit. Diese Zeit kann man sehr gut mit dem Kennenlernen und Nutzen der Möglichkeiten von Standard-Programmen wie Microsoft Excel überbrücken. Nicht immer brauchen optimierte Teilprozesse eine neue Software übergestülpt. Für die grundlegenden, gesellschaftlich bedeutsamen Wandel vorantreibenden Projekte benötigen wir Menschen, die genau hinschauen. Menschen, die ihr hart erarbeitetes Wissen für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt einsetzen.
Solche Menschen haben wir in der Rechtswissenschaftlichen Gesellschaft für Künstliche Intelligenz und Robotik e.V. (Robotics & AI Law Society (RAILS) e.V.) gefunden und freuen uns, sie mit der Jahreserstausgabe als unsere neue Kooperationspartnerin vorstellen zu dürfen. Herr Dr. Björn Steinrötter, stellvertretender Vorsitzender des eingetragenen Vereins RAILS, Akademischer Rat und Habilitand an der Leibniz Universität Hannover, führt Sie im ersten Beitrag in die Arbeit des Vereins ein.
In diesem Sinne: entstöpseln Sie Ihren Blick!
Viel Freude mit der Ri 01/2018 und herzliche Grüße
Ihre Claudia Otto
Rechtsanwältin,
Herausgeberin und Chefredakteurin